Die Leipziger Buchmesse ist schon wieder fast vorbei, aber dann mache ich einfach hier weiter. Und zwar mit den Frühjahrsneuerscheinungen. Fast alle bereits im Januar gelesen, aber jetzt darf man endlich auch darüber sprechen.
Eines der schönsten Kinderbücher dieses Frühlings kommt von Kirsten Boie:
"Der Junge, der Gedanken lesen konnte"
Valentin zieht mit seiner Mama in den Sommerferien um, da sie für eine Drogeriemarktkette arbeitet und versetzt wurde. Also muss Valentin erst mal alleine die neue Gegend erkunden und landet irgendwann auf dem Friedhof. Dort lernt er eine Menge wunderbarer Menschen kennen.
Zum Beispieö die Schilinskys, die ihr Doppelgrab einfach schon zu Lebzeiten als Schrebergartenersatz nutzen und sich täglich mit Nudelsalat und Schlagermusik dort einfinden um den Sommer zu genießen.
Oder Dicke Frau, die immer mit ihrem Einkaufswagen über den Friedhof zieht und Sachen vor sich hinmurmelt. Und Herr Schmidt, der täglich seine bereits verstorbene Frau besucht.
Als Bronislaw, der Friedhofsgärtner, niedergeschlagen wird und Valentin feststellt, dass er die Gedanken anderer Menschen sehen kann, überschlagen sich die Ereignisse und Valentin versucht auf eigene Faust den Täter zu finden.
Kirsten Boie zeigt mit diesem Buch einmal mehr, dass sie die Welt durch Kinderaugen sieht und auch immer die Veränderungen erkennt. Erstaunlich ist, dass in diesem Buch fast nur Migrantenkinder zu Wort kommen. Valentin, der aus Russland stammt und mit seiner Mutter auch ein wenig von dort geflohen ist. Mesut, der auch mit in dem Hochhaus lebt und der irgendwie ganz verloren wirkt zwischen Tradition und Moderne.
Frau Boie fängt viele aktuelle Misstände in diesem Buch ein, betrachtet diese aber aus Kindersicht, zum Beispiel wie es ist, wenn Mama alleinerziehend ist, aber bis 21 Uhr arbeiten muss.
Es ist ein wunderbar spannendes Buch zum lachen, zum Weinen und zum Mitfiebern. Illustriert von Regina Kehn, die die jeweiligen Stimmungen und sogar die enorme Hitze des Sommers in ihren Bildern einfängt.
Kirsten Boie
Der Junge, der Gedanken lesen konnte
Oetinger Verlag
320 Seiten, €14,95